Tagesevangelium

Hl. Gregor der Große

„Der Lügner erhebt sich gegen mich; er widerspricht mir ins Gesicht“ (Ijob 16,8 Vulg.). Selbst in Zeiten, da die Kirche sich im Frieden befindet, ist sie der Lüge ausgesetzt. Denn zahlreich sind in ihrer Mitte diejenigen, die der Verheißung der Ewigkeit nicht mehr treu sind und somit lügen, indem sie behaupten, treu zu sein. Und da sie nicht den Mut haben, der kirchlichen Lehre öffentlich zu widersprechen, hat die Kirche die Lüge nicht offen von Angesicht zu Angesicht, sondern sozusagen hinter ihrem Rücken auszuhalten. Wenn aber die Stunde der Bosheit geschlagen hat, kommt der, der jetzt noch mit Furcht verleumdet, und widerspricht ihr offen ins Gesicht: Gegenüber den Worten des wahren Glaubens ergießen sich dann unverblümt seine Schmähreden. Aber wir müssen wissen, wenn wir so den Angriffen von menschlicher Seite her ausgesetzt sind, dass es weniger Menschen sind, die unseren Tod wollen, als vielmehr der böse Geist, der Fürst ihrer Seele, wie Paulus sagt: „Denn wir haben nicht gegen Menschen aus Fleisch und Blut zu kämpfen, sondern gegen die Fürsten und Gewalten, gegen die Beherrscher dieser finsteren Welt, gegen die bösen Geister des himmlischen Bereichs“ (Eph 6,12). Daher kann Ijob, wenn er hier vom Lügner redet, sogleich zur Gestalt des Fürsten der Lüge übergehen, indem er seinen Satz so abwandelt: „Er richtete seinen Grimm gegen mich und drohte mir, knirschte mit den Zähnen gegen mich. Mein Feind hat mich mit schrecklichen Augen angesehen“ (vgl. Ijob 16,10). Was sind all die Frevler? Sind sie nicht Glieder des Teufels? Es ist also der Teufel, der durch sie all das tut, was er ihren Herzen zu tun eingibt. Wenn sein Grimm aber heute noch gegen die Heilige Kirche fortbesteht, dann zeigt er sich auf diffuse Weise und weckt in den Einzelnen heimliche Versuchungen gegen die Kirche. An dem Tag jedoch, an dem der Teufel in offener Verfolgung gegen sie wütet, wird er seinen gesammelten Grimm gegen sie richten, da er alle Anstrengungen seines Willens bündeln wird, um sie zu vernichten.

Quelle: Evangelizo

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