Von Kindheit an habe ich unaufhörlich gesündigt, während du nicht aufhörtest, mir Gutes zu tun. […] Dennoch, Herr, möge dein Urteil sich in Barmherzigkeit verwandeln! Nimm die Sünde zum Anlass, die Sünde zu verurteilen. […] Mögest du doch mein Herz des Feuers deiner vollkommenen Liebe für würdig erachten, so dass seine starke Glut alles Gift der Sünde aus mir herausbrenne und verzehre. Möge deine Liebe alles Krankhafte meines Gewissens aufdecken und in den Tränen meiner Augen ertränken. Dein Kreuz soll alles kreuzigen, was die Begierde des Fleisches, die Begierde der Augen und der Hochmut des Lebens infolge meiner lang andauernden Nachlässigkeit verdorben haben.
Herr, mag mein Bekenntnis hören, wer will, und sich darüber lustig machen; er soll ruhig sehen, wie ich neben der Sünderin zu Füßen deiner Barmherzigkeit liege, diese Füße mit den Tränen meines Herzens benetze und mit dem Nardenöl zärtlicher Hingabe salbe (vgl. Lk 7,38). Alles was ich habe – so gering es auch sein mag –, Leib und Seele: Alles will ich einsetzen, um dieses Öl zu erwerben, das dir wohlgefällt. Ich werde es über dein Haupt ausgießen, du, dessen Haupt Gott ist, und über deine Füße, du, dessen Saum unsere gebrechliche Natur ist. Wenn der Pharisäer murrt, dann hab du, mein Gott, Erbarmen mit mir! Wenn der Dieb zähneknirschend den Geldbeutel festhält: Es bedeutet mir nicht viel, wenn ich irgendjemandem missfalle, sofern ich nur dir gefalle.
O Liebe meines Herzens! Lass mich doch jeden Tag, ja unablässig dieses Öl über dich ausgießen! Denn indem ich dich damit salbe, salbe ich auch mich. […] Lass mich dir aufrichtigen Herzens alles schenken, was ich habe, was ich weiß, was ich bin und kann! Nichts will ich für mich zurückbehalten. Hier bin ich, zu Füßen deiner Barmherzigkeit, und hier bleibe ich und weine, bis du mich deine sanfte Stimme hören lässt, das Urteil deines Mundes, den Richterspruch deiner und meiner Gerechtigkeit: „Ihm sind seine vielen Sünden vergeben, weil er viel geliebt hat“ (Lk 7,47).
Quelle: Evangelizo