Tagesevangelium

Origenes

Ich glaube, dass die vier Evangelien die wesentlichsten Elemente des Glaubens der Kirche sind […], und ich glaube, dass unter den Evangelien […] das Evangelium des Johannes das erstrangige ist, das von demjenigen spricht, dessen Abstammung bereits [von Matthäus und Lukas] dargelegt wurde, das aber hier an einem Punkt beginnt, bevor er überhaupt eine Abstammung hatte. Matthäus, der für die Juden schreibt, die den Sohn Abrahams und Davids erwarten, beginnt so: „Stammbaum Jesu Christi, des Sohnes Davids, des Sohnes Abrahams“ (1,1); und Markus, der sehr wohl wusste, was er schreibt, gebraucht den Ausdruck: „Anfang des Evangeliums“ (1,1). Das worauf er letztlich abzielt, finden wir bei Johannes: Es ist „der Logos, der am Anfang war“, das Wort Gottes (vgl. 1,1). Auch Lukas überließ dem, der an der Seite Jesu lag (vgl. Joh 13,25), die größten und umfassendsten Reden über Jesus. Keiner der Evangelisten hat die Gottheit Jesu so deutlich verkündet wie Johannes, wenn er ihn sagen lässt: „Ich bin das Licht der Welt“, „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben“, „Ich bin die Auferstehung“, „Ich bin die Tür“, „Ich bin der gute Hirt“ (8,12; 14,6; 11,25; 10,9.11), und in der Offenbarung: „Ich bin das Alpha und das Omega, der Erste und der Letzte, der Anfang und das Ende“ (22,13). Wir dürfen also sagen, dass von allen Schriften die Evangelien die erstrangigen sind und dass unter den Evangelien das Johannesevangelium das erstrangige ist, dessen Bedeutung niemand erfassen kann, es sei denn, er habe an der Seite Jesu gelegen und von Jesus Maria als seine Mutter empfangen (Joh 19,27). […] Als Jesus zu seiner Mutter sagte: „Siehe, dein Sohn”, und nicht “Siehe, dieser ist auch dein Sohn”, hat er ihr gleichsam gesagt: “Siehe, dein Sohn Jesus, den du geboren hast.” Und tatsächlich lebt jeder, der die Vollkommenheit erlangt hat, nicht mehr selbst, sondern Christus lebt in ihm (vgl. Gal 2,20). […] Was für einen Verstand müssen wir also haben, um dieses Werk, das in den zerbrechlichen Gefäßen (vgl. 2 Kor 4,7) einer gewöhnlichen Sprache aufbewahrt wird, würdig auslegen zu können? Einer Schrift, die jeder lesen und die, wenn sie vorgelesen wird, jeder hören kann, der ihr seine Ohren leiht. Was sollen wir zu diesem Werk sagen? Wer seinen Inhalt richtig erfassen will, sollte in aller Aufrichtigkeit sagen können: „Wir aber haben den Geist Christi, damit wir das erkennen, was uns von Gott geschenkt worden ist“ (1 Kor 2,16.12).

Quelle: Evangelizo

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