Tagesevangelium

Hl. Gregor der Große

„Die Kräfte des Himmels werden erschüttert werden.“ Was meint der Herr mit „Kräfte des Himmels“, wenn nicht die Engel und Erzengel, Throne und Herrschaften, Mächte und Gewalten? (Kol 1,16) Beim Kommen des Richters werden sie sichtbar in Erscheinung treten. […] „Dann wird man den Menschensohn mit großer Macht und Herrlichkeit auf einer Wolke kommen sehen.“ Um es deutlicher zu sagen: „Sie werden den in Macht und Herrlichkeit kommen sehen, auf den sie nicht hören wollten, als er sich in Demut zeigte.“ Das wird in Bezug auf die Verworfenen gesagt. Die folgenden Worte gelten dagegen den Auserwählten, um sie zu trösten: „Wenn all das beginnt, dann richtet euch auf und erhebt eure Häupter, denn eure Erlösung ist nahe.“ Es ist, als wollte die göttliche Wahrheit ihren Auserwählten einen deutlichen Wink geben: „Wenn das Unglück in der Welt überhandnimmt […], dann habt Freude im Herzen. Denn während die Welt, deren Freunde ihr nicht seid, ihrem Ende zugeht, naht die Erlösung, die ihr herbeigesehnt habt.“ Diejenigen, die Gott lieben, werden aufgefordert, sich über das nahende Ende der Welt zu freuen, weil sie jene Welt, die sie lieben, finden werden, sobald die Welt, an der sie nicht hängen, vergangen sein wird. Der Gläubige, der Gott sehen will, soll sich hüten, über das Unglück, das die Welt heimsucht, zu weinen, da er doch weiß, dass gerade dieses Unglück ihr Ende herbeiführen wird. Denn es steht ja geschrieben: „Wer also ein Freund der Welt sein will, der wird zum Feind Gottes“ (Jak 4,4). Wer sich also nicht darüber freut, dass das Ende dieser Welt naht, der zeigt damit, dass er ihr Freund ist, und beweist, dass er Gottes Feind ist.

In den Herzen der Gläubigen aber, die glauben, dass es ein anderes Leben gibt, und die durch ihre Taten beweisen, dass sie dieses andere Leben lieben, soll es nicht so sein. […] Denn was ist dieses sterbliche Leben anderes als ein Weg? Wie töricht wäre es aber, Brüder, sich auf diesem Weg völlig zu verausgaben, ohne das Ende erreichen zu wollen? Deshalb, meine Brüder, liebt nicht die Dinge dieser Welt, die, wie wir an den Ereignissen um uns herum erkennen können, nicht mehr lange bestehen wird.

Quelle: Evangelizo

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