„Freut euch im Herrn zu jeder Zeit!“ (Phil 4,4). Und warum seid ihr dann nicht voller Freude und geht nicht fröhlich euren Weg, da ihr doch für würdig befunden worden seid, in diesen evangelischen Lebensstand einzutreten durch den Ruf, der im Voraus erkennt und im Voraus bestimmt (vgl. Röm 8,29-30), durch den Ruf Gottes, der alles mit Weisheit lenkt?
Und nun, da eure Lebensweise so erhaben ist, dass sie einem das Meer überragenden Vorgebirge gleicht, werft eure Blicke auf das erbärmliche, dahinkriechende Leben der Menschen: Es wird wie vom Meer hin und her gerissen, hierhin und dorthin geworfen durch das unsichere Treiben ihrer Geschäfte. Wahrlich, nichts ist von Dauer, nichts bleibt im selben Zustand, das seht ihr doch; selbst Könige vergehen, Fürsten fallen, die Mächtigen der Welt sterben wie gewöhnliche Sterbliche (vgl. Ps 81,7); und jene, die eine Zeit lang verheiratet waren, werden getrennt, entweder weil sie ihren Ehepartner verlassen oder von ihm verlassen werden. Die Schönheit welkt rasch dahin, die Jugend ist von kurzer Dauer, die Lust flüchtig; der Reichtum verrinnt und ebenso jeder Besitz – wie ein Traum, wie ein Schatten entgleitet er denen, die ihn festhalten wollen. Nur Klage und Trauer findet man in den Widrigkeiten und Rückschlägen des Lebens. […] Und kaum jemand kämpft für das, was beständig und und von Dauer ist […]. Ihr aber wohl, meine Brüder, oh! Wie und wo seid ihr berufen worden, und wie habt ihr den Berg des Herrn erklommen (vgl. Ps 23,3)? Wie kommt es, dass ihr die Herrlichkeiten des himmlischen Lebens schaut? […]
Gott, der euch auf dieses Vorgebirge erhoben hat, möge euch stärken und festigen, damit ihr immer tut, was ihm gefällt, in Heiligkeit und Gerechtigkeit (vgl. Lk 1,75) […]. Meine Kinder, fürchtet also nur den lebendigen Gott (vgl. Lk 12,5; Offb 14,7)!
Quelle: Evangelizo