Tagesevangelium

Balduin von Ford

Die Liebe, mit der Gott uns geliebt hat, hat durch ihre Kraft die Fesseln gelöst, mit denen uns der Tod gefangen hielt. Seitdem kann der Tod nur einen Augenblick lang jene festhalten, die er anrühren darf. Denn „Christus [ist] von den Toten auferweckt worden als der Erste der Entschlafenen“ (1 Kor 15,20). Er bestärkt uns in der Gewissheit, dass wir auferstehen werden, durch das Geheimnis, das Beispiel und das Zeugnis seiner eigenen Auferstehung sowie durch das Wort seiner Verheißung.

Stark ist der Tod, der uns das Geschenk des Lebens wegnehmen kann; stark ist die Liebe, die uns zu einem besseren Leben führen kann. Der Tod ist stark: Seine Macht kann uns unseres Leibes berauben; die Liebe ist stark: Sie hat die Macht, dem Tod seine Beute zu entreißen und uns den Leib wiederzugeben. Stark ist der Tod: Kein Mensch kann ihm widerstehen; stark ist die Liebe, so stark, dass sie über den Tod triumphiert, seinen Stachel abstumpft, seine Absicht vereitelt und seinen Sieg zunichte macht. Denn er wird jedes Mal verspottet, wenn man ihm sagt: „Tod, wo ist dein Sieg? Tod, wo ist dein Stachel?“ (1 Kor 15,55). „Stark wie der Tod ist die Liebe“ (Hld 8,6), denn der Tod des Todes ist die Liebe Christi, wie dieses Wort andeutet: „O Tod, ich werde dein Tod sein; Unterwelt, ich werde dein Untergang sein“ (vgl. Hos 13,14 Vulg).

Die Liebe, mit der wir Christus lieben, ist ebenfalls stark wie der Tod, denn sie ist selbst eine Art Tod: das Absterben des alten Lebens, die Ausrottung der Laster, die Abkehr von den Werken des Todes. Diese Liebe, die wir zu Christus haben, ist gleichsam eine Antwort auf seine Liebe zu uns; auch wenn sie ihr nicht gleichkommt, so ist sie doch seinem Bilde ähnlich. Er hat uns zuerst geliebt, und durch das Beispiel der Liebe, die er uns geschenkt hat, ist er uns Vorbild und Prägesiegel geworden. Nun ist es an uns, uns von seinem Bild prägen zu lassen, die irdische Maske abzulegen und die himmlische Gestalt anzuziehen; es ist an uns, Christus zu lieben, wie er uns geliebt hat.

Quelle: Evangelizo

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