Die Empfängnis unseres Herrn wurde vorabgebildet im brennenden Dornbusch, der brannte, ohne zu verbrennen (vgl. Ex 3,2). Denn Maria empfing ihren göttlichen Sohn, ohne ihre Jungfräulichkeit zu verlieren. Der Herr, der im brennenden Dornbusch gegenwärtig war, wohnte auch im Schoß Mariens.<!--more--> So wie er in den Dornbusch hinabgestiegen war, um sein Volk zu befreien und aus Ägypten herauszuführen, so ist er auch in Maria hinabgestiegen, um die Menschen zu erlösen und sie der Hölle zu entreißen. Gott hat, um unser Fleisch anzunehmen, unter allen Frauen einzig Maria auserwählt. Dies fand in Gideons Vlies (vgl. Ri 6,36f) sein Vorausbild. Denn so wie jenes Vlies als einziges vom himmlischen Tau getränkt wurde, während alle umliegenden Felder trocken blieben, so wurde auch Maria als einzige mit jenem göttlichen Tau erfüllt, dessen kein anderes Geschöpf auf der ganzen Welt für würdig befunden wurde. [...] Die Jungfrau Maria ist dieses Vlies, aus dem sich Jesus Christus eine Tunika geschaffen hat. Gideons Vlies empfing den Tau des Himmels, ohne beschädigt zu werden, und Maria empfing den Gottmenschen, ohne dass ihre Jungfräulichkeit beeinträchtig worden wäre. [...] O Jesus, Sohn des lebendigen Gottes, nach dem Willen des himmlischen Vaters bist du unter Mitwirkung des Heiligen Geistes aus dem Schoß des Vaters hervorgegangen, wie der verborgene Fluss aus dem Paradies der Wonnen hervorquillt. Du hast die Tiefen unserer Täler besucht und auf die Niedrigkeit deiner Magd geschaut. Du bist hinabgestiegen in den Schoß einer Jungfrau, wo du durch unaussprechliche Empfängnis dein sterbliches Fleisch angenommen hast. Ich flehe dich an, barmherziger Jesus: Gieße, um der Verdienste dieser Jungfrau, deiner Mutter, willen deine Gnade aus über mich, deinen unwürdigen Diener, damit ich dich innig ersehne, dich in dieser Liebe in mein Herz aufnehme und mit Hilfe dieser Gnade in guten Werken Früchte des Heils hervorbringe. Amen.