Komm, Herr Jesus, suche deinen Knecht; suche dein müdes Schaf; komm, du Hirte. […] Während du auf den Bergen säumst, irrt dein Schaf umher: Lass doch die neunundneunzig anderen, die dir gehören, und such das eine, das sich verlaufen hat. Komm, ohne dir helfen zu lassen, ohne dich ankündigen zu lassen; du bist es, auf den ich jetzt warte. Greif nicht nach der Peitsche, sondern nach deiner Liebe; komm mit der Sanftheit deines Geistes. Zögere nicht, die neunundneunzig, die dir gehören, auf den Bergen zurückzulassen; zu den Höhen, wohin du sie gebracht hast, können die Wölfe nicht gelangen. […] Komm zu mir, ich habe mich von der Herde da oben abgesondert; du hattest auch mich dorthin gebracht, aber die Wölfe der Nacht haben mich dazu gebracht, deinen Schafstall zu verlassen.
Such mich, Herr, da mein Gebet dich sucht. Suche mich, finde mich, heb mich auf und trage mich! Wen du suchst, den kannst du finden; wen du findest, den hebe auf; und wen du aufhebst, den nimm auf deine Schulter. Diese Liebeslast wird dir nie zu schwer werden […]. Komm also, Herr, denn wenn ich mich auch verirrt habe, so habe ich doch „dein Wort nicht vergessen“ (vgl. Ps 118(119),16), und ich gebe die Hoffnung auf Hilfe nicht auf. Komm, Herr, du bist der einzige, der dein verlorenes Schaf noch rufen kann, und den anderen, die du allein lässt, bereitest du damit keinen Kummer: Auch sie werden sich freuen beim Anblick des Sünders, der zurückkehrt. Komm, dann wird das Heil auf Erden und im Himmel die Freude herrschen (vgl. Lk 15,7).
Sende nicht deine Knechte und auch keine Mietlinge; komm selbst und hole dein Schaf. Richte mich wieder auf in diesem Fleisch, das mit Adam zu Fall gekommen ist. Sieh dabei nicht das Kind Evas in mir, sondern das Kind Mariens, der reinen Jungfrau, der begnadeten Jungfrau, die ohne den geringsten Hauch einer Sünde ist. Dann trage mich bis zu deinem Kreuz: Es ist die Rettung der Verirrten, der alleinige Ruheort der Erschöpften und das einzige Leben aller Sterblichen.
Quelle: Evangelizo