“Friede wohne in deinen Mauern“ (Ps 121(122),7). O Jerusalem, „du starke Stadt, dicht gebaut und fest gefügt“ (V. 3), Friede sei in deiner Kraft, Friede sei in deiner Liebe. Denn die Liebe ist deine Kraft. Höre das Hohelied: „Stark wie der Tod ist die Liebe“ (8,6). Brüder, was für ein wunderbares Wort! [...] Wer kann dem Tod widerstehen? Man widersteht Flammen und Fluten, man widersteht dem Schwert, Tyrannen und Königen. Wenn aber der Tod kommt, wer kann ihm widerstehen? Nichts ist stärker als er. Nur die Liebe kann sich mit seiner Kraft messen; man kann wohl sagen, dass die Liebe so stark ist wie der Tod: Weil die Liebe das tötet, was wir einst waren, um uns zu dem werden zu lassen, was wir noch nicht waren, vollbringt sie in uns ein Werk des Todes. Der heilige Paulus ist diesen Tod gestorben, er, der sagte: „Die Welt ist mir gekreuzigt und ich der Welt“ (vgl. Gal 6,14); und diesen Tod sind all jene gestorben, zu denen er sagte: „Ihr seid gestorben und euer Leben ist mit Christus verborgen in Gott“ (Kol 3,3).
Die Liebe ist stark wie der Tod. […] Friede sei also in deiner Kraft, Jerusalem; Friede sei in deiner Liebe. Und durch diese Kraft, durch diese Liebe, durch diesen Frieden „sei Fülle in deinen Türmen“ (Ps 121,7 Vulg.), das heißt auf deinen Höhen. […] Welche Fülle an Wonnen und Reichtümer ohne Zahl: Das ist Gott, der eine; er ist es, mit dem alle Bewohner dieser Stadt innige Gemeinschaft haben. Er ist es, der unsere Fülle in der Stadt Jerusalem sein wird.
Quelle: Evangelizo