Tagesevangelium

Hl. Hildegard von Bingen

Ach, es wäre besser, du würdest dich als unnützen Knecht und Sünder erachten, als so lau zu sein […]. Nun aber bist du wie ein matter Wind, der den Früchten weder Feuchtigkeit spendet noch ihnen Wärme bringt.

Du bist wie einer, der beginnt und nichts vollendet, weil du an das Gute nur anfangs rührst, dich jedoch nicht bei seiner Vollendung daran erquickst, wie der Wind, der den Mund des Menschen streift, und nicht wie die Speise, die in seinen Magen gelangt. Ist denn ein leerer Schall mehr wert als ein vollendetes Werk? Das vollendete Werk ist doch willkommener als ein leerer Schall.

Arbeite deshalb in stiller Demut und erhebe dich nicht in Hochmut, denn für nichtig wird der erachtet werden, der die heilige Gemeinschaft derer aufgibt, die mich in sanfter Folgsamkeit lieben, und in leidenschaftlichem Prahlen das unternimmt, was er in gütiger Sanftmut zu erfüllen verschmäht. […]

Diese jedoch vertrauen eitel und unverständig auf sich selbst. […] So handeln auch jene, die in ihrem Hochmut auf sich selbst vertrauen und klüger als die alten Väter erscheinen möchten und nicht nach deren Bund wandeln wollen, sondern nach eigenem Willen für sich selbst in großer Unbeständigkeit Gesetze aufstellen. […] Was nämlich den Menschen, wenn sie ihr Auge nicht scharf auf Gott heften wollen, durch Täuschung ihres Verstandes bisweilen gut erscheint, wird ins Verderben gehen, wenn der Hauch des Heiligen Geistes es nicht erwärmt; denn es ist in leerem Ruhm dahingeschwunden. […]

Daher ist glücklich, wer im Vertrauen auf mich seine Hoffnung und Anfang und Ende seiner Werke nicht auf sich, sondern auf mich setzt.

Quelle: Evangelizo

zurück