Tagesevangelium

Johannes Tauler

Da Christus, unser Haupt, in den Himmel aufgefahren ist, schickt es sich, dass die Glieder ihrem Haupt nachfolgen (vgl. Kol 2,19) […]. Denn „Christus musste all das erleiden, um so in seine Herrlichkeit zu gelangen“ (vgl. Lk 24,26). Dem liebevollen Führer, der uns das Banner vorangetragen hat, sollen wir folgen. Nehme jeder Mensch sein Kreuz auf sich und folge ihm; so kommt er dahin, wo jener sich befindet. Ihr seht wohl, dass gar mancher Mensch der Welt folgt um eitler Ehre willen, auf ein behagliches Leben, Heimat und Freunde verzichtet und in den Kampf zieht, um zeitliche Ehre und weltliche Güter zu gewinnen. Ebenso muss man sein ganzes Zutrauen auf das lautere Gut setzen, das Gott heißt und ist, und unserem liebreichen Haupt nachfolgen. […]

Viele Menschen wären gerne Gottes Zeugen im Frieden, wenn ihnen alle Dinge nach Willen gingen, und wären gerne heilig, sofern ihnen Übungen und Arbeit nicht sauer ankämen; sie empfänden, glaubten und bezeugten gerne, doch ohne Bitterkeit, ohne Mühe und Entmutigung. Wenn aber starke Prüfungen über sie kommen und Dunkelheit, wenn sie Gott weder fühlen noch empfinden, wenn sie innerlich und äußerlich so verlassen sind, dann kehren sie wieder um. Das sind keine wahren Zeugen, keine Zeugen, wie der Erlöser sie braucht. […] Ach, könnten wir uns solchen Bestrebungen entreißen und Frieden im Unfrieden suchen! Dort allein wird wahrer Friede geboren, bleibend und von Dauer.

Quelle: Evangelizo

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