Ich, Katharina, Sklavin der Diener Jesu Christi, schreibe Euch in seinem kostbaren Blut, mit dem Wunsch, bei Euch wahre Erkenntnis Eurer selbst und Eures Schöpfers zu sehen. Diese Erkenntnis ist nämlich notwendig für unser Heil, denn jede Tugend kommt aus dieser heiligen Erkenntnis.
Wo ist wahre Demut zu finden? In der Selbsterkenntnis. Denn die Seele die erkennt, dass sie nichts ist und dass sie ihr ganzes Sein von Gott hat, kann ihr Haupt nicht stolz erheben, weder gegen ihren Schöpfer noch gegen ihren Nächsten; denn was aus sich selbst nichts ist, kann nicht stolz sein. Und wo bereut die Seele ihre Schuld? In der Selbsterkenntnis, indem sie ernsthaft bedenkt, wer da Gott beleidigt hat und wer dieser Gott ist, den sie beleidigt hat. […] Wir verlieren das Leben der Gnade und unsere Würde durch unsere Schuld. […] Warum? Weil wir nicht erkennen, was die Schuld nach sich zieht und wohin sie uns führt. Denn wüssten wir es wirklich, würden wir lasterhafte und lockere Gewohnheiten aufgeben und uns der Tugend zuwenden. So würden wir Gott ehren und die Schönheit und Würde unserer Seele bewahren; wir würden der Lehre der Wahrheit folgen und, indem wir ihr folgen, Kinder dieser Wahrheit sein. […]
Kommt doch ein wenig zu Euch selbst zurück und schlaft nicht mehr einen solchen Schlaf, sondern wacht auf und nutzt diesen Augenblick, der Euch gewährt wird. Wartet nicht auf die Zeit, denn sie wartet nicht. Erkennt Euch wahrhaft selbst und erkennt die große Güte Gottes Euch gegenüber.
Quelle: Evangelizo