„Selig der Schoß, der dich getragen, und die Brust, die dich gestillt hat!“ Groß ist die Verehrung, groß ist der Glaube, die in diesen Worten der Frau aus dem Evangelium zum Ausdruck kommen. Während die Schriftgelehrten und die Pharisäer den Herrn auf die Probe stellen und ihn lästern, erkennt diese Frau vor allen Anwesenden seine Menschwerdung mit solcher Treue an und bekennt sich mit solcher Überzeugung zu ihm, dass sie die Verleumdungen ihrer Zeitgenossen und den Irrglauben zukünftiger Häretiker widerlegt. Die Zeitgenossen Jesu leugneten, dass er wahrhaft der Sohn Gottes und wesensgleich mit dem Vater ist; damit beleidigten sie das Wirken des Heiligen Geistes. Später leugneten die Menschen auch, dass die immerwährende Jungfrau Maria durch das Wirken des Heiligen Geistes dem Sohn Gottes, der mit einem wahren menschlichen Leib geboren werden sollte, von der Substanz ihres Fleisches gegeben habe. Sie leugneten, dass er wirklich der Menschensohn ist, von gleicher Natur wie seine Mutter. Doch der Apostel Paulus weist diese Meinung zurück, wenn er von Jesus sagt, er sei „geboren von einer Frau und dem Gesetz unterstellt“ (Gal 4,4). Denn als er im Schoß der Jungfrau empfangen wurde, empfing er sein Fleisch nicht aus dem Nichts, nicht von irgendwoher, sondern aus dem Leib seiner Mutter. Sonst wäre es nicht richtig, ihn wirklich als Menschensohn zu bezeichnen. […]
Wahrlich selig also die Mutter, die uns, nach dem Wort des Dichters, „den König geboren hat, ihn, der da Himmel und Erde erhält im Wandel der Zeiten. Mutterfreude verband sich in dir mit der Ehre der Jungfrau. Keine der Frauen glich dir, und keine wird dir je gleichen“ (Sedulius). Und doch fügt der Herr hinzu: „Selig sind vielmehr jene, die das Wort Gottes hören und es befolgen.“ Der Erlöser bestätigt das Zeugnis dieser Frau auf großartige Weise. Er nennt nicht nur diejenige selig, der es gegeben war, das Wort Gottes leibhaftig zu gebären, sondern auch all jene, die sich bemühen, dasselbe Wort durch das Hören des Glaubens geistlicherweise zu empfangen, zu gebären und zu nähren – sei es in ihrem Herzen oder in den Herzen anderer – und es gegenwärtig zu halten, indem sie Gutes tun.
Quelle: Evangelizo