„In Nazareth, am Sabbat, stand Jesus in der Synagoge auf, um aus der Schrift vorzulesen. Er schlug das Buch auf und fand die Stelle bei Jesaja, wo es heißt: Der Geist des Herrn ruht auf mir, denn der Herr hat mich gesalbt“ (Jes 61,1). Es war kein Zufall, sondern ein Eingreifen der göttlichen Vorsehung, dass Jesus dieses Buch aufschlug und in dem Text das Kapitel fand, das eine Weissagung enthielt, die ihn betraf. Wenn geschrieben steht: „Kein Spatz fällt ohne den Willen eures Vaters zur Erde. […] Bei euch aber sind sogar die Haare auf dem Kopf alle gezählt“ (vgl. Mt 10,29-30), sollte es dann ein Zufall sein, dass die gewählte Stelle bei Jesaja […] das Mysterium Christi zum Inhalt hat? […] Der Text handelt tatsächlich von Christus. Denn Jesus sagte: „Er hat mich gesandt, damit ich den Armen eine gute Nachricht bringe“. Mit den „Armen“ sind die Heiden gemeint. Sie waren tatsächlich arm, denn sie besaßen absolut nichts: weder Gott noch das Gesetz, weder die Propheten noch Gerechtigkeit noch irgendeine andere Tugend. Deshalb sandte Gott ihn als Boten zu den Armen, um „den Gefangenen die Entlassung“ zu verkünden. […] Gibt es ein Wesen, das unterdrückter und geschundener ist als der Mensch, bevor er von Jesus befreit und geheilt wird? […]
„Dann schloss er das Buch, gab es dem Synagogenvorsteher und setzte sich. Die Augen aller in der Synagoge waren auf ihn gerichtet“. Auch jetzt, in dieser Versammlung, könnt ihr, wenn ihr wollt, eure Augen auf den Erlöser richten. Wenn ihr mit einem aus tiefsten Herzen kommenden Blick die Weisheit und Wahrheit des einzigen Sohnes Gottes betrachtet, ist euer Blick auf Jesus gerichtet. Selige Versammlung, von der die Schrift berichtet, dass „die Augen aller auf ihn gerichtet“ waren! Wie sehr wünschte ich mir, von unserer Versammlung könnte Ähnliches gesagt werden! Dass doch alle, Katechumenen und Gläubige, Frauen, Männer und Kinder, ihre Augen […] des Herzens auf Jesus richteten um ihn zu betrachteten! Wenn ihr zu ihm aufblickt, wird sein Licht euer Antlitz noch leuchtender machen, und ihr werdet sagen können: „Das Licht deines Angesichts, Herr, hat sich uns eingeprägt“ (Ps 4,7 LXX).
Quelle: Evangelizo