Tagesevangelium

Hl. Katharina von Siena

[Die heilige Katharina hörte, wie Gott zu ihr sagte:] Du sollst wissen, dass jede Unvollkommenheit und jede Vollkommenheit in der Liebe in mir erworben und an mir offenbar wird; und sie wird ebenso erworben und offenkundig an eurem Nächsten. Die einfachen Seelen, die anderen oftmals in geistlicher Liebe zugetan sind, wissen das am besten. Wie sie mich mit aufrichtiger und selbstloser Liebe lieben, so lieben sie auch ihren Nächsten aufrichtig und selbstlos.

Es ist wie bei einem Gefäß, das man am Brunnen füllt: Wird es zum Trinken vom Brunnen weggenommen, ist das Gefäß bald leer. Wenn es aber im Brunnen bleibt, so kann man immer daraus trinken und es bleibt stets gefüllt. So ist es auch mit der geistlichen und praktischen Nächstenliebe: Man soll sie aus mir trinken, ohne Eigeninteresse. Ich verlange von euch, dass ihr mich ebenso liebt, wie ich euch geliebt habe.

Das ist für euch allerdings unmöglich, denn ich habe euch schon geliebt, noch ehe ihr mich lieben konntet. Somit ist jede Liebe, die ihr mir entgegenbringt, geschuldet und nicht umsonst; sie ist eure Pflicht, während ich euch aus Gnade liebe und nicht, weil ich es euch schuldig wäre. Ihr könnt mir also die Liebe, die ich von euch fordere, niemals schenken. Daher habe ich euch euren Nächsten zur Seite gestellt, damit ihr an ihm das tut, was ihr an mir nicht tun könnt – nämlich zu lieben, ohne Dankbarkeit oder irgendeinen Vorteil davon zu erwarten. Und was immer ihr dem Nächsten tut, will ich betrachten, als wäre es an mir getan.

Quelle: Evangelizo

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