Nach den Evangelien kam einmal jemand aus Neugierde zur Hochzeit. Obwohl er nicht entsprechend gekleidet war, trat er ein, ließ sich nieder und aß; denn der Bräutigam hatte ihm erlaubt, zu kommen. Als er sah, dass alle Gäste weiß gekleidet waren, hätte auch er sich so kleiden sollen.
Wohl nahm er mit ihnen am gleichen Mahl teil, von gleicher Kleidung und gleicher Gesinnung wollte er jedoch nichts wissen. Wenn der Bräutigam auch entgegenkommend war, so war er doch nicht gleichgültig. Da er sich nun den Gästen einzeln zuwandte (nicht aus Interesse für ihr Essen, sondern für ihr Verhalten), bemerkte er auch einen Fremden, der kein hochzeitliches Gewand trug, und sagte zu ihm: „Freund, wie bist du hier ohne Hochzeitsgewand hereingekommen?“ (Mt 22,12). Was trägst du für eine Farbe? Wie steht es mit deinem Gewissen? Es mag ja sein, dass der Pförtner mit Rücksicht auf die Gastfreundlichkeit des Gastgebers dich nicht zurückwies; es mag sein, dass du nicht wusstest, in welchem Gewand man bei diesem Mahl zu erscheinen hat, aber bei deinem Eintritt hast du doch die anderen Gäste in ihren prächtigen Gewändern gesehen. Konntest du dich nicht wenigstens von diesem Anblick belehren lassen? Hättest du nicht eintreten können, wie es sich gehört, um dann auch so, wie es sich gehört, fortzugehen? Nun aber bist du ehrlos gekommen, um ehrlos hinausgeworfen zu werden.“ […]
Siehe, so erging es jenem damals! Achte auf dich selbst! […] Vielleicht bist du eingetreten mit sündenbeschmutzter Seele und unlauterer Absicht. […] Sei jetzt aufrichtig und geh hinaus, um morgen ganz aufrichtig wieder hereinzukommen! Ist deine Seele mit Habsucht bekleidet, dann zieh ein anderes Gewand an, bevor du kommst! Zieh das Gewand, das du getragen hast, aus und zieh nicht bloß ein anderes darüber. Ziehe Unzucht und Unkeuschheit aus und lege das überaus strahlende Gewand der Keuschheit an! Ich gebe dir diesen Rat, ehe Jesus, der Seelenbräutigam, eintritt und nach deinem Gewand schaut.
Quelle: Evangelizo