Tagesevangelium

Hl. Augustinus

Jeder Mensch ist Schuldner bei Gott und hat einen Mitmenschen, der sein Schuldner ist. Gibt es etwa einen, der Gott nichts schuldet? Er müsste ohne Sünde sein! Und wer hat nicht einen Menschen zum Schuldner? Nur der, den niemanden verletzt hat. Glaubst du, dass du unter den Menschen einen einzigen findest, der nicht wegen irgendeiner Verfehlung bei einem anderen in der Schuld steht? Jeder Mensch ist also Schuldner und hat auch seinerseits Schuldner. Deshalb gibt dir der gerechte Gott deinem Schuldner gegenüber eine Verhaltensregel, die er selber seinen Schuldnern gegenüber befolgt. Es gibt nämlich zwei Werke der Barmherzigkeit, die uns von Schuld befreien können; der Herr selbst hat sie uns in seinem Evangelium mit wenigen Worten erklärt: „Erlasst einander die Schuld, dann wird auch euch die Schuld erlassen werden. Gebt, dann wird auch euch gegeben werden“ (Lk 6,37f.). […]: Es handelt sich um Nachsicht und Güte. Über die Vergebung belehrt er uns so: Du möchtest, dass dir deine Sünden vergeben werden, und auch du hast anderen Sünden zu vergeben. In Bezug auf Nächstenliebe ist es das Gleiche: Ein Bettler bittet dich um Almosen, und du selbst bist ein Bettler vor Gott; wir alle sind ja Bettler vor Gott, wenn wir beten. Wir stehen vor der Tür oder vielmehr werfen wir uns nieder vor der Tür unseres Vaters, vor seinem großen Reichtum. Seufzend flehen wir ihn an und wünschen uns, etwas von ihm zu erhalten: Dieses Etwas ist aber Gott selbst. Worum bittet dich der Bettler? Um Brot. Worum bittest du Gott, wenn nicht um Christus selbst, der gesagt hat: „Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist“ (Joh 6,51). Ihr wollt Vergebung erlangen? „Vergebt, dann wird euch vergeben.“ Ihr wollt empfangen? „Gebt, dann wird euch gegeben.“

Quelle: Evangelizo

zurück