Tagesevangelium

Anonymer syrischer Autor aus dem 6. Jh.

Unser Herr Jesus Christus nahm Petrus, Jakobus und Johannes mit auf den Berg, um ihnen die Herrlichkeit seiner Gottheit zu zeigen und sie erkennen zu lassen, dass er der Erlöser Israels sei, wie er es durch die Propheten verkündet hatte. Er wollte auch verhindern, dass sie beim Anblick seines freiwillig auf sich genommenen Leidens, das er in seiner menschlichen Natur für uns erdulden wollte, Anstoß nähmen. Denn sie kannten ihn als Menschen, erkannten aber nicht, dass er Gott ist. Sie kannten ihn als den Sohn Mariens, einen Menschen, der mit ihnen in der Welt weilte, aber auf dem Berg ließ er sie erkennen, dass er der Sohn Gottes und Gott selbst ist.

Sie hatten gesehen, wie er aß und trank, arbeitete und ruhte, müde war und schlief, wie er Angst litt, die ihm den Schweiß auspresste: alles Vorgänge, die kaum mit seiner göttlichen Natur in Einklang zu bringen waren und nur zu seinem Menschsein zu passen schienen. Deshalb nahm er die Apostel mit auf den Berg, damit der Vater ihn seinen Sohn nennen und ihnen zeigen konnte, dass er wahrhaft sein Sohn und Gott selbst ist. Er nahm sie mit auf den Berg und zeigte ihnen sein Reich vor dem Beginn seines Leidens, seine Macht vor seinem Tod, seine Herrlichkeit vor der Verhöhnung und seine Ehre vor der Schmach. So sollten seine Apostel bei seiner Gefangennahme und seiner Kreuzigung erkennen, dass dies nicht aus Schwäche an ihm geschah, sondern mit seiner Zustimmung und aus freiem Willen – zum Heil der Welt.

Quelle: Evangelizo

zurück