Wenn Menschen Gold, Silber, kostbare und zugleich überflüssige Kleidung, Diamanten und ähnliche Dinge anhäufen, die zu Krieg, Zwietracht und Tyrannei führen, werden sie von törichter Arroganz ergriffen, verschließen ihre Herzen vor dem Unglück ihrer Brüder und sind nicht einmal bereit, mit ihrem Überfluss deren Not zu lindern. Welch dumme Verirrung!
Sie sehen nicht ein, dass Begriffe wie Armut und Reichtum, Stand der Freiheit – wie wir es nennen – und Stand der Knechtschaft sowie andere derartige Kategorien erst später Einzug unter die Menschen hielten und sich zusammen mit der Sünde, deren Folge sie waren, wie Epidemien ausbreiteten. Aber „am Anfang war das nicht so“ (Mt 19,8). Am Anfang ließ der Schöpfer den Menschen frei und selbständig sein, nur einem einzigen Gebot unterstellt und mit dem Reichtum paradiesischer Wonnen beschenkt. In dem einen ersten Menschen hatte Gott diese Gaben für die gesamte Menschheit vorgesehen. Freiheit und Reichtum hingen von der Einhaltung eines einzigen Gebotes ab. Seine Übertretung führte zu wahrer Armut und Knechtschaft.
Seitdem Neid und Streit sich mit der listigen Tyrannei der Schlange eingeschlichen haben, die uns durch den Reiz der Sinnlichkeit verführt und die Stärkeren gegen die Schwächeren aufstachelt, ist die Menschheitsfamilie in verschiedene Nationen zerrissen, die einander fremd sind. Die Habgier hat die natürliche Großzügigkeit verdrängt und sich auf despotische Gesetze gestützt, um mit Gewalt zu herrschen.
Du aber, achte auf die ursprüngliche Einheit und nicht auf die spätere Zerrissenheit, auf das Gesetz des Schöpfers und nicht auf das der Gewaltherrscher. Hilf der Natur, so gut du kannst, ehre die ursprüngliche Freiheit, habe Achtung vor dir selbst, beschütze dein Volk vor Schande, unterstütze die Kranken, tröste die Notleidenden. […] Suche andere nur durch Güte zu übertreffen. Ahme Gottes Barmherzigkeit nach und werde für den Notleidenden ein „Gott“!
Quelle: Evangelizo