„Lasst euch doch ein wenig Unverstand von mir gefallen!“ (2 Kor 11,1). Ich gestehe – und sage dies in aller Einfachheit – dass das göttliche Wort bei mir eingekehrt ist, und zwar sehr häufig. Doch wenn es auch oft bei mir eingetreten ist, habe ich niemals den Moment seiner Ankunft gespürt. Ich spürte, dass es gegenwärtig war, ich erinnere mich, dass es bei mir war, manchmal konnte ich sogar sein Kommen vorausahnen. Doch niemals bemerkte ich sein Kommen oder sein Gehen. Wie ist es gekommen oder gegangen? Ich weiß es nicht.
Es tritt nicht durch die Augen ein, denn es besitzt weder Gestalt noch Farbe, die wir erkennen könnten. Es tritt auch nicht durch die Ohren ein, denn sein Kommen macht keinen Laut. Seine Gegenwart kann auch nicht ertastet werden, denn es ist unfassbar. Auf welchem Weg kam es also? Muss ich meinen, es sei gar nicht eingetreten, da es nicht von außen kam? In der Tat gehört es nicht zu den äußeren Dingen. Doch andererseits kann es auch nicht aus meinem Inneren kommen, da es gut ist, während in mir – das weiß ich – nichts Gutes ist.
Ich stieg bis zum Gipfel meiner selbst und erkannte, dass das göttliche Wort noch höher wohnt. Neugierig forschte ich in den tiefsten Tiefen meines Seins, doch es befand sich noch tiefer. Als ich nach draußen blickte, erkannte ich, dass es jenseits von allem lag, was außerhalb meiner selbst ist. Als ich mich dann wieder nach innen wandte, war es noch innerlicher. Schließlich erkannte ich die Wahrheit der Worte, die ich in der Heiligen Schrift gelesen hatte: „In ihm leben wir, bewegen wir uns und sind wir“ (Apg 17,28). Selig, in wem das göttliche Wort wohnt, wer für ihn lebt und von ihm bewegt wird!
Quelle: Evangelizo