[Die Hl. Katharina hörte, wie Gott zu ihr sprach:] Ihr alle seid auf allgemeine oder besondere Weise von meiner Wahrheit eingeladen worden, als er voll sehnlichem Verlangen im Tempel ausrief: „Wer Durst hat, der komme zu mir und trinke, denn ich bin die Quelle lebendigen Wassers“ (vgl. Joh 7,37). Er hat nicht gesagt: „der gehe zum Vater und trinke”, sondern: „der komme zu mir”.
Warum? Weil mir, dem Vater, kein Leid widerfahren kann, aber mein Sohn kann leiden. Auch ihr könnt, solange ihr als Pilger und Wanderer in diesem endlichen Leben unterwegs seid, nicht ohne Leid vorwärtsschreiten, denn durch die Sünde hat die Erde Dornen hervorgebracht. Und warum hat er gesagt: „Der komme zu mir und trinke”? Damit ihr seiner Lehre folgt und auf dem einen oder anderen Weg zu ihm kommen könnt: auf jenem der Gebote im Geiste der Räte (also auf dem Weg der allgemeinen Liebe) oder durch tatsächliches Befolgen der evangelischen Räte. Auf beiden Wegen werdet ihr die Frucht des Blutes finden und davon trinken und euch erfreuen in Dankbarkeit für die Vereinigung der göttlichen mit der menschlichen Natur.
Und wenn ihr in ihm seid, werdet ihr gewahr, dass ihr in mir seid, dem Meer des Friedens, denn ich bin eins mit ihm und er ist eins mit mir. So seid ihr eingeladen zur Quelle des lebendigen Wassers der Gnade.
Quelle: Evangelizo