Tagesevangelium

Hl. Gregor von Nazianz

Ebenso wie für den eigenen Körper müssen wir für den Leib des Nächsten sorgen, mag er gesund sein oder in Krankheit dahinsiechen. Denn „alle sind wir eins in Christus“ (vgl. Röm 12,5): ob reich oder arm, ob Sklave oder Freie, ob gesund oder krank; und einer ist das Haupt aller: Christus, von dem alles kommt.

Was ein Körperteil des Leibes für den anderen ist, ist der eine Mensch für den anderen, sind alle allen. Ereilt jemanden früher als uns das allgemeine Schicksal, krank zu werden, dann wollen wir ihm also unsere Aufmerksamkeit und unsere Sorge nicht entziehen. Die Freude über unser körperliches Wohlbefinden darf nicht größer sein als der Schmerz über das Elend der Brüder. […] Sie sind wie wir nach dem Bild Gottes geschaffen, und bewahren es vielleicht besser als wir, trotz ihres äußerlichen Verfalls. Sie haben innerlich denselben Christus angezogen und haben dasselbe „Unterpfand des Geistes“ empfangen (2 Kor 5,5).

Sie haben an denselben Gesetzen, Lehren, Bündnissen, Versammlungen, Geheimnissen und Hoffnungen teil wie wir. Auch für sie ist Christus gestorben, „der die Sünden der ganzen Welt hinweggenommen hat“ (vgl. Joh 1,29). Mit Christus sind sie Erben des himmlischen Lebens, mögen sie auch in diesem irdischen Leben gar nichts haben. Sie sind Gefährten der Leiden Christi und werden Gefährten seiner Herrlichkeit sein. Mit Christus werden sie begraben und mit ihm werden sie auferstehen, „sofern sie nur mit ihm leiden, um auch mit ihm verherrlicht zu werden“ (Röm 8,17).

Die menschliche Natur gebietet uns, Mitleid miteinander zu haben. Indem sie uns, die wir vom gleichen Elend bedroht sind, zu Güte und Barmherzigkeit erzieht, vermittelt sie uns Respekt und Menschenliebe.

Quelle: Evangelizo

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