Der Herr hatte begonnen, indem er die Zwölf zusammenrief, in denen das künftige Volk Gottes repräsentiert war. In Treue zu dem Auftrag, den sie vom Herrn empfangen hatten, […] haben sie nach und nach andere an den ihnen übertragenen Aufgaben teilnehmen lassen, damit diese ihren Dienst weiterführen. Der Auferstandene selbst beruft Paulus (vgl. Gal 1,1). […] Das ist der Weg, auf dem dieses Amt fortdauern wird, das dann ab der zweiten Generation Bischofsamt, „episkopé“, heißen wird. […] Somit erscheint die Nachfolge im Bischofsamt als Kontinuität des apostolischen Dienstes, als Garantie für das Festhalten an der apostolischen Tradition – Wort und Leben –, die uns vom Herrn anvertraut worden ist.
Das Band zwischen dem Bischofskollegium und der Urgemeinde der Apostel ist vor allem in der Linie der historischen Kontinuität zu verstehen. Wie wir gesehen haben, wird den Zwölfen zuerst Matthias zugerechnet, dann Paulus, dann Barnabas, dann weitere, bis sich in der zweiten und dritten Generation das Amt des Bischofs herausbildete. […] Und in der Kontinuität der Nachfolge liegt die Garantie für das Ausharren des Apostelkollegiums, das Christus um sich versammelt hat, in der kirchlichen Gemeinschaft.
Aber diese Kontinuität […] ist auch im geistlichen Sinn zu verstehen, weil die apostolische Nachfolge im Amt als bevorzugter Ort des Wirkens und der Weitergabe des Heiligen Geistes betrachtet wird. Ein deutliches Echo dieser Überzeugungen findet sich zum Beispiel in dem folgenden Text des Irenäus von Lyon (2. Hälfte des 2. Jahrhunderts): „Die in der ganzen Welt sichtbare Tradition der Apostel zeigt sich in jeder Kirche all denen, die die Wahrheit sehen wollen, und wir können die Bischöfe aufzählen, die von den Aposteln in den einzelnen Kirchen eingesetzt wurden, und ihre Nachfolger bis zu uns. (Die Apostel) wollten in der Tat, dass diejenigen, die sie als ihre Nachfolger zurückließen, indem sie ihnen die eigene Sendung der Lehre übertrugen, in allem absolut vollkommen und ohne Tadel seien“ (Adversus haereses, III, 3,1; PG 7,848).
Quelle: Evangelizo