Tagesevangelium

Benedikt XVI.

„Ich aber sage dir: Du bist Petrus, und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen. […] Ich werde dir die Schlüssel des Himmelreichs geben; was du auf Erden binden wirst, das wird auch im Himmel gebunden sein, und was du auf Erden lösen wirst, das wird auch im Himmel gelöst sein“ (Mt 16,18–19). Die drei Metaphern, auf die Jesus zurückgreift, sind in sich sehr deutlich: Petrus wird der „Felsengrund“ sein, auf dem das Gebäude der Kirche stehen wird; er wird die „Schlüssel“ des Himmelreichs besitzen, um es für Menschen zu öffnen oder zu verschließen, so wie er es bei jedem für richtig hält; schließlich wird er „binden“ und „lösen“ können, in dem Sinne, dass er festlegen oder verbieten kann, was er für das Leben der Kirche, die die Kirche Christi ist und bleibt, als notwendig erachtet. […]

Diese Vorrangstellung, die Jesus dem Petrus zuerkannt hat, begegnet uns auch nach der Auferstehung: Jesus beauftragt die Frauen, die Auferstehung dem Petrus gesondert von den anderen Aposteln zu verkündigen (vgl. Mk 16,7). […] Petrus wird dann unter den Aposteln der erste Zeuge einer Erscheinung des Auferstandenen sein (vgl. Lk 24,34; 1 Kor 15,5). Seine Rolle, die deutlich unterstrichen wird (vgl. Joh 20,3–10), betont die Kontinuität zwischen der Vorrangstellung, die Petrus in der Gruppe der Apostel hatte, und der Vorrangstellung, die er, wie die Apostelgeschichte bezeugt, in der Gemeinde haben wird, die mit dem Ostergeschehen entstanden ist. […] Verschiedene auf Petrus bezogene Schlüsseltexte können auf den Kontext des Letzten Abendmahls zurückgeführt werden, in dem Christus dem Petrus den Auftrag gibt, seine Brüder zu stärken (vgl. Lk 22,31f.) …

Dieses Hineinstellen des Primats des Petrus in den Kontext des Letzten Abendmahls, in den Augenblick der Einsetzung der Eucharistie, des Pascha des Herrn, weist auch auf den letztendlichen Sinn dieses Primats hin: Petrus muss für alle Zeiten der Hüter der Gemeinschaft mit Christus sein; er muss zur Gemeinschaft mit Christus hinführen; er muss dafür Sorge tragen, dass das Netz nicht reißt und so die universale Gemeinschaft fortdauern kann. Nur gemeinsam können wir mit Christus sein, der der Herr aller Menschen ist. Bei Petrus liegt also die Verantwortung, mit der Liebe Christi die Gemeinschaft mit Christus zu gewährleisten, indem er zur Umsetzung dieser Liebe im täglichen Leben hinführt. Beten wir darum, dass der Primat des Petrus, der einfachen Menschen anvertraut worden ist, immer in diesem ursprünglichen, vom Herrn gewollten Sinn ausgeübt werden kann und so von den Brüdern, die noch nicht in voller Gemeinschaft mit uns stehen, immer mehr in seiner wahren Bedeutung erkannt werden kann.

Quelle: Evangelizo

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