Tagesevangelium

Hl. Jean-Baptiste Marie Vianney

Meine Brüder, konnte Jesus Christus uns eindeutigere und sicherere Anzeichen geben, an denen wir gute und schlechte Christen erkennen und unterscheiden können, als durch seinen Hinweis, dass wir sie nicht an ihren Worten, sondern an ihren Werken erkennen werden? „Ein guter Baum kann keine schlechten Früchte hervorbringen und ein schlechter Baum keine guten“ (Mt 7,18). Ja, meine Brüder, ein Christ mit einer Scheinfrömmigkeit, mit aufgesetzter, rein äußerlicher Tugend, wird, selbst wenn er noch so sehr darauf bedacht ist, sich zu verstellen, früher oder später die wahren Regungen seines Herzens erkennen lassen – sei es in seinen Worte oder in seinen Taten. Nein, meine Brüder, nichts ist verbreiteter als diese „scheinbaren“ Tugenden, diese Scheinheiligkeit. […] Beim letzten Gericht werden wir sehen, dass der Großteil der Christen lediglich eine Religion nach Lust und Laune, das heißt eine Religion der Beliebigkeit gehabt hat und dass sehr wenige in ihrem Tun Gott allein gesucht haben.

Wir sagen erstens, dass ein Christ, der aufrichtig um sein Heil bemüht ist, sich nicht damit begnügen darf, gute Werke zu tun. Er muss auch wissen, für wen er sie tut und wie er sie tun soll. Zweitens sagen wir, dass es nicht genügt, vor den Augen der Welt tugendhaft zu erscheinen – man muss es auch im Herzen sein. Wenn ihr mich nun fragt, meine Brüder, wie wir erkennen können, ob eine Tugend echt ist und uns in den Himmel führt? Dann hört gut zu und prägt es euch tief ins Herz ein, damit ihr bei jeder Handlung prüfen könnt, ob sie himmlischen Lohn verdient. Ich sage, dass eine Handlung drei Bedingungen erfüllen muss, um Gott zu gefallen: Erstens muss sie innerlich und vollkommen sein; zweitens muss sie demütig und nicht auf sich selbst bezogen sein, drittens muss sie beständig und ausdauernd sein. Wenn ihr in allem, was ihr tut, diese drei Bedingungen wiederfindet, dann könnt ihr gewiss sein: Ihr arbeitet für den Himmel.

Quelle: Evangelizo

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