[Die heilige Katharina hörte, wie Gott zu ihr sagte:] Die Tugend der Geduld wird erprobt, wenn euer Nächster euch schmäht. Eure Demut erweist sich am Hochmütigen, euer Glaube am Ungläubigen, eure Hoffnung an dem, der auf nichts hofft. Eure Gerechtigkeit erprobt sich am Ungerechten, euer Mitleid am Grausamen und eure Güte und Freundlichkeit gegenüber dem Zornigen. Eure Nächsten sind sozusagen der Kanal, durch den alle eure Tugenden erprobt und lebendig werden, so wie auch die Bösen die Sünde an ihrem Nächsten lebendig werden lassen. […]
Jene, die mich nicht lieben, können nicht glauben oder mir vertrauen, sondern sie glauben und vertrauen ihrer selbstsüchtigen Sinnlichkeit, die sie lieben. Sie haben auch kein Vertrauen in meine Diener. Aber obwohl sie mich auch nicht sehr lieben oder mit beständiger Hoffnung in mir ihr Heil suchen, so werden doch meine treuen Diener sie nicht aufgeben. Du siehst also, wie angesichts ihres Unglaubens und ihrer fehlenden Hoffnung euer Glaube unter Beweis gestellt wird. […]
Darüber hinaus sage ich dir, dass ihr, wenn ihr Böses mit Gutem vergeltet, nicht nur eure eigene Tugend erprobt, sondern dadurch oft liebeglühende Kohlen aussendet, die den Hass und den Groll im Herzen und in den Gedanken der Zornigen zum Schmelzen bringen und ihren Hass sogar in Wohlwollen verwandeln. So ist die Macht der Nächstenliebe und der vollkommenen Geduld in dem wirksam, der die Sündenlast des Bösen auf sich nimmt und sie mit ihrem Zorn erträgt.
Und wenn du die Tugend des Starkmutes und der Beharrlichkeit betrachtest, so erweist sie sich darin, dass sie viel erträgt. Sie wird erprobt durch Kränkungen und Verleumdungen der Menschen, die euch, bald beleidigend, bald schmeichelnd, daran hindern wollen, dem Weg und der Lehre der Wahrheit zu folgen. Wenn aber eure Tugend des Starkmutes zur Zeit der Prüfung in all den zahlreichen Widerwärtigkeiten versagt, dann beruht sie nicht auf der Wahrheit.
Quelle: Evangelizo