Wer sich vom Geist führen lässt, bleibt nicht ständig in demselben Zustand und schreitet nicht immer mit derselben Leichtigkeit voran. Der Weg des Menschen liegt nicht in seiner eigenen Hand, sondern hängt von der Initiative des Geistes, seines Lehrmeisters, ab, der ihn nach seinem Belieben vergessen lässt, was hinter ihm liegt, und sich austrecken nach dem, was vor ihm ist (vgl. Phil 3,13), manchmal langsam, manchmal schwungvoll. Ich denke, wenn ihr darauf achtet, wird eure innere Erfahrung bestätigen, was ich gerade zum Ausdruck gebracht habe.
Wenn du spürst, dass Trägheit, Kummer oder Unlust dir zusetzen, dann lass dich davon nicht entmutigen und gib dein Vorhaben, ein geistliches Leben zu führen, nicht auf. Suche stattdessen die Hand dessen, der deine Hilfe ist. Flehe ihn an, er möge dich hinter sich herziehen (vgl. Hld 1,4), bis du, von der Gnade angezogen, deinen Lauf wieder mit der früheren Behändigkeit und Freude aufnehmen kannst. Dann wirst du sagen können: „Ich will laufen den Weg deiner Gebote, denn mein Herz machst du weit.“ (Ps 119,32)
Wenn du alles zur Genüge hast, sage nicht: „Ich werde niemals wanken“, damit du nicht seufzend mit dem Psalm fortfahren musst: „Du hast dein Angesicht verborgen, da war ich verstört“ (Ps 29,7.8, Vulg.). Vielmehr wirst du, wenn du weise bist, dem Rat der Weisheit zu folgen suchen: „Zur Zeit des Glücks vergiss des Unglücks nicht, und zur Zeit des Unglücks vergiss des Glückes nicht“ (Sir 11,27 Vulg.). […]
So wird es dir in der Zeit des Unglücks nicht an Hoffnung fehlen, noch an kluger Voraussicht zur Zeit des Glücks. Inmitten der Erfolge oder Misserfolge dieser unbeständigen Zeiten wirst du wie ein Abbild der Ewigkeit Seelenstärke und Gleichmut bewahren. Du wirst den Herrn zu jeder Zeit preisen und so mitten in einer schwankenden Welt Frieden finden, einen gleichsam unerschütterlichen Frieden; du wirst dich erneuern und neu gestalten lassen nach dem Bild und Gleichnis eines Gottes, dessen heitere Gelassenheit ewig währt.
Quelle: Evangelizo