Tagesevangelium

Johannes Cassianus

Es ist eine Ehre, Gott zu dienen, und es heißt: „Dient dem Herrn mit Furcht!“ (Ps 2,11 LXX) und: „Es ist etwas Großes für dich, mein Knecht zu heißen“ (Jes 49,6 LXX), oder „Selig der Knecht, den der Herr damit beschäftigt findet, wenn er kommt“ (Mt 24,46). Den Aposteln wird jedoch gesagt: „Ich nenne euch nicht mehr Knechte; denn der Knecht weiß nicht, was sein Herr tut. Vielmehr habe ich euch Freunde genannt; denn ich habe euch alles mitgeteilt, was ich von meinem Vater gehört habe“, und weiter „Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was ich euch auftrage“ (Joh 15,14-15).

Ihr seht also, dass es verschiedene Stufen der Vollkommenheit gibt, und dass wir vom Herrn von Hohem zu Höherem gerufen werden. Derjenige, der in der Gottesfurcht selig und vollkommen geworden ist, schreite also, wie geschrieben steht, „von Tugend zu Tugend“ (vgl. Ps 84(83),8 LXX) und von Vollkommenheit zu Vollkommenheit, das heißt, er soll mit der Heiterkeit des Geistes von der Furcht zur Hoffnung aufsteigen, und dann zu einem noch seligeren Zustand, der die Liebe ist, eingeladen sein. Wer sich als „treuer und kluger Knecht“ (vgl. Mt 24,45) erwiesen hat, wird von dort zum vertrauensvollen freundschaftlichen Umgang und zur Annahme an Kindes statt übergehen.

In diesen Sinne sind meine Worte zu verstehen; nicht als ob ich die Betrachtung der ewigen Strafen oder des glückseligen Lohnes, der den Heiligen versprochen ist, für wertlos erkläre, sondern so, dass sie sehr wohl nützlich sind und diejenigen, die sich ihr widmen, zum Anfang der Seligkeit führen. Aber in der Liebe erstrahlt die vollere Zuversicht und schon die ewige Freude.

Quelle: Evangelizo

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