Die Vereinigung mit Gott ist das Gut, zu dem uns der Apostel einlädt, wenn er sagt: „Gerecht gemacht also aus Glauben, haben wir Frieden mit Gott“ (Röm 5,1); dieser kurze Ausspruch fasst die Umsetzung fast aller Gebote zusammen, denn wo wahrer Friede ist, kann es an keiner Tugend fehlen.
Was aber, geliebte Brüder, bedeutet „Frieden haben mit Gott“ anderes, als zu wollen, was er gebietet, und nicht zu wollen, was er verbietet? Denn wenn schon menschliche Freundschaften Übereinstimmung der Gefühle und Harmonie des Willens erfordern und gegensätzliche Einstellungen niemals zu einem beständigen Einvernehmen führen können, wie kann dann jemand am Frieden Gottes teilhaben, der sich an dem erfreut, was Gott missfällt, und sein Vergnügen in Dingen sucht, von denen er weiß, dass sie ihn beleidigen? Das ist nicht die Gesinnung der Söhne Gottes, und eine solche Art von Weisheit passt nicht zu denen, die durch Annahme an Kindes statt geadelt wurden. Dieses auserwählte und königliche Geschlecht (vgl. 1 Petr 2,9) soll daher im Einklang mit der Würde seiner Wiedergeburt handeln; es soll lieben, was der Vater liebt, und niemals mit seinem Schöpfer uneins sein. […]
Die Geburt des Herrn ist die Geburt des Friedens. Der Apostel sagt nämlich: „Denn er ist unser Friede. Er vereinigte die beiden Teile (Juden und Heiden)“ (Eph 2,14). Denn ob Jude oder Heide, „durch ihn haben wir beide in dem einen Geist Zugang zum Vater“ (Eph 2,18). […] Möge der Geist des Friedens uns in die Einheit des Denkens und Wollens, in die Einmütigkeit des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe führen und leiten, denn „alle, die sich vom Geist Gottes leiten lassen, sind Söhne Gottes“ (Röm 8,14).
Quelle: Evangelizo