Wer aber immer jenes „eine vom Herrn erbittet und verlangt” (vgl. Ps 27,4) [nämlich das ewige Leben], der bittet mit Sicherheit und Gewissheit und fürchtet nicht, es möchte ihm etwa die empfangene Gabe zum Schaden gereichen, da ohne sie nichts nützt, was immer man auch durch ein Gebet, wie es sein soll, erlangt haben möchte.
Denn dies ist das eine, wahre und allein glückselige Leben, dass wir die Freude des Herrn in Ewigkeit betrachten, unsterblich und unverweslich an Körper und Geist. Wegen dieses Einen verlangt man das übrige, und zwar keineswegs in ungeziemender Weise. Wer dieses hat, wird alles haben, was er nur will, und wird nicht imstande sein, etwas haben zu wollen, was sich nicht geziemt. Da findet sich ja die Lebensquelle, nach der wir jetzt im Gebete dürsten müssen, so lange wir in der Hoffnung leben und noch nicht sehen, was wir hoffen, so lange wir weilen unter dem Schutze der Flügel dessen, vor dem unsere ganze Sehnsucht offen liegt; trunken sollen wir werden von der Fülle seines Hauses und getränkt von dem Strome seiner Wonne. Denn bei ihm ist die Quelle des Lebens, und in seinem Lichte werden wir das Licht schauen (vgl. Ps 36,8-10). Da wird unsere Sehnsucht mit Gütern gesättigt werden, und wir werden nichts mehr mit Seufzen zu suchen, sondern nur mit Freuden zu erfassen haben. […]
Denn wie könnte dies ausgesprochen werden, da man ersehnt, was man nicht kennt? Wenn es aber ganz unbekannt wäre, so würde man sich nicht danach sehnen, und umgekehrt, wenn man es sähe, so würde man sich nicht danach sehnen und es mit Seufzen suchen.
Quelle: Evangelizo