„Rühre mich nicht an, denn ich bin noch nicht aufgefahren zu meinem Vater“ (Joh 20, 17 Vulg.). Hier stellt sich die Frage: Warum durfte unser Herr vor seiner Himmelfahrt nicht berührt werden, und wie sollte er danach berührt werden können? […] „Rühre mich nicht an, denn zu deinem großen Nutzen gehe ich eilends hinüber von der Erde zum Himmel, von Fleisch und Blut in die Herrlichkeit, aus einem irdischen Leib in einen überirdischen (vgl. 1 Kor 15, 44). […] Mit meiner leiblichen Gegenwart zum Vater hinüberzugehen, bedeutet, im Geiste vom Vater zu dir herabzukommen. Wenn ich so verwandelt bin, wenn ich dir so gegenwärtig bin, wirklicher gegenwärtig als jetzt, wenn auch unsichtbar, dann darfst du mich berühren – darfst du mich wirklicher, wenn auch unsichtbar berühren: durch den Glauben, in Ehrfurcht […].
Du hast mich gesehen, Maria, konntest mich aber nicht festhalten. Du hast dich mir genähert, aber nur soweit, dass du mir die Füße küssen und von meiner Hand berührt werden konntest. Und du sagst: ‘Ach, wenn ich nur wüsste, wo ich ihn finden könnte, wenn ich nur bis zu seinem Thron gelangen könnte! Ach, wenn ich ihn nur festhalten könnte, um ihn nie mehr loszulassen!’ (Ijob 23, 3 Vulg.; vgl. Hld 3, 4). Dein Wunsch wird sich erfüllen: Wenn ich [in den Himmel] aufgestiegen bin, wirst du nichts sehen, aber alles haben. Du wirst mit großer Freude ‘in meinem Schatten sitzen, und meine Frucht wird deinem Gaumen süß schmecken’ (vgl. Hld 2, 3 Vulg.). Du wirst mich voll und ganz besitzen. Ich werde dir nahe sein, ich werde in dir sein; ich will in dein Herz kommen und dort ganz Heiland, ganz Christus sein, in meiner ganzen Fülle als Gott und Mensch, in der wunderbaren Kraft meines Leibes und meines Blutes.“
Quelle: Evangelizo