Tagesevangelium

Hl. Augustinus

Das Leiden unseres Herrn und Erlösers Jesus Christus ist ein Unterpfand der Herrlichkeit und eine Lehre der Geduld. Was darf das Herz der Gläubigen nicht alles von der göttlichen Gnade erhoffen, wenn der einzige und mit dem Vater gleichewige Sohn sich nicht damit begnügte, als Mensch unter Menschen geboren zu werden, sondern auch noch durch die Hand der Menschen, die er erschaffen hatte, den Tod erleiden wollte? Groß sind die Verheißungen des Herrn. Doch das, was er bereits für uns vollbracht hat und dessen wir gedenken, ist noch viel größer.

Wo waren sie und wer waren sie, diese Gottlosen, für die Christus gestorben ist? Er hat ihnen seinen Tod gegeben: Wer könnte daran zweifeln, dass er den Gerechten sein Leben geben wird? Warum fällt es der menschlichen Schwachheit so schwer zu glauben, dass eines Tages die Menschen mit Gott leben werden? Viel unglaublicher ist doch das, was bereits geschehen ist: dass Gott für die Menschen starb.

Wer ist Christus, wenn nicht, wie die Schrift bezeugt: „Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott und das Wort war Gott“ (Joh 1,1)? Dieses Wort Gottes „ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt“ (Joh 1,14). Es wäre nichts an ihm gewesen, was hätte sterben können, wenn er nicht sterbliches Fleisch von uns angenommen hätte. So konnte der Unsterbliche sterben, und so wollte er sein Leben den Sterblichen geben. Später wird er denen Anteil an seinem eigenen Leben geben, deren [irdisches] Leben er vorher geteilt hatte. Aus uns selbst hatten wir nicht die Möglichkeit, zu leben, noch hatte er von sich aus die die Möglichkeit, zu sterben. So vollzog er mit uns diesen wunderbaren Tausch: Das, wodurch er starb, war von uns, und das, wodurch wir leben, wird von ihm sein.

Quelle: Evangelizo

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