Tagesevangelium

Symeon der Neue Theologe

Wer kann, Herr, von dir sprechen? Vollkommen unverstehbar und unbegreiflich sind deine Werke, deine Herrlichkeit und deine Erkenntnis. Doch haben wir die Hoffnung, wir besitzen den Glauben und wir kennen die Liebe, die du uns gegeben hast: grenzenlos, unsagbar, nicht zu hemmen; sie ist Licht, unzugängliches Licht, Licht, das in allem wirkt.

Was vollbringt dieses Licht nicht alles, und was ist es nicht alles? Es ist Anmut und Freude, Milde und Friede, Barmherzigkeit ohne Ende, Abgrund des Mitleids. Obwohl unsichtbar, sieht man es doch, und man versteht es, ohne es fassen zu können. Obwohl unberührbar, nicht greifbar, kann es doch von meinem Geist ergriffen werden. Wenn ich es besitze, bemerke ich es nicht. Ich sehe es erst, wenn es entschwindet. Dann beeile ich mich, es festzuhalten – und es verschwindet ganz. Ich weiß nicht, was ich tun soll, und verzehre mich [in Sehnsucht]. Ich lerne, unter Tränen und in großer Demut zu bitten und zu suchen und weder für möglich zu halten, was die Natur übersteigt, noch als Ergebnis meiner Kraft oder menschlicher Anstrengung zu betrachten, was aus Gottes Mitleid und seiner unendlichen Barmherzigkeit hervorgeht. […]

Das Licht lädt zur Stille ein und lehrt die allmächtige Demut. Wenn ich sie also erwerbe und demütig werde, dann bleibt auch dieses Licht unzertrennlich bei mir. Es vereint sich mit mir und erleuchtet mich. Es schaut mich an und ich schaue es an. Es ist in meinem Herzen und befindet sich im Himmel. Es offenbart mir die Heiligen Schriften, bringt mir Erkenntnis und lehrt mich Geheimnisse, die ich nicht in Worte fassen kann.

Quelle: Evangelizo

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