„Gleich darauf forderte er die Jünger auf, ins Boot zu steigen und an das andere Ufer vorauszufahren. Inzwischen wollte er die Leute nach Hause schicken. Nachdem er sie weggeschickt hatte, stieg er auf einen Berg, um in der Einsamkeit zu beten. Spät am Abend war er immer noch allein auf dem Berg“ (Mt 14, 22-23). Um den Sinn zu verstehen, müssen wir die unterschiedlichen Zeiten berücksichtigen. Dass er am Abend allein ist, weist auf seine Verlassenheit in der Stunde der Passion hin, als alle übrigen sich aus Angst zerstreut hatten. Dass er aber den Jüngern befiehlt, in das Boot zu steigen und über den See zu fahren, während er selbst das Volk entlässt, und dass er sich nach der Entlassung des Volkes auf einen Berg begibt, deutet darauf hin, dass er ihnen aufträgt, in der Kirche zu bleiben und über den See, das heißt, durch diese Welt zu fahren, bis er in Herrlichkeit wiederkommen wird, um dem ganzen Volk, dem Rest Israels (vgl. Röm 11,5), das Heil zu bringen […]; und dass dieses Volk dann Gott, seinem Vater, danken und in seiner Herrlichkeit und Majestät wohnen wird. […]
„In der vierten Nachtwache kam Jesus zu ihnen.“ In dem Ausdruck „in der vierten Nachtwache“ ist die Zahl enthalten, die seinem Heilsplan entspricht. Die erste Nachtwache war nämlich die Zeit des Gesetzes, die zweite die der Propheten, die dritte die seines leibhaftigen Kommens, die vierte aber ist die seiner Wiederkunft in Herrlichkeit. Doch er wird die Kirche im Niedergang und durch den Geist des Antichrist und aller Stürme der Welt hin und her geworfen vorfinden. Er wird nämlich kommen, wenn Angst und Drangsal ihren Höhepunkt erreicht haben. […] Und die Jünger werden sogar bei der Ankunft des Herrn in Angst und Schrecken geraten, aus Furcht vor einer verzerrten Wirklichkeitswahrnehmung und vor Trugbildern des Antichrist, die sich ihren Augen darbieten. Doch der gütige Herr wird sie sogleich ansprechen, ihre Angst verscheuchen und sagen: „Ich bin es“; er wird durch die Gewissheit seiner Ankunft die Angst vor dem drohenden Schiffbruch zerstreuen.
Quelle: Evangelizo