Gott hatte den Menschen geschaffen als sein Abbild, ihm ähnlich (vgl. Gen 1,26); er hatte den Menschen für würdig erachtet, ihn [den Schöpfer] selbst zu erkennen; er hatte ihn durch die Gabe des Verstandes über alle Tiere gestellt, ihn in den Genuss der unvergleichlichen Freuden des Paradieses gebracht und ihn schließlich zum Herrn über alles, was auf Erden ist, eingesetzt. Als er jedoch sah, wie der Mensch, von der Schlange verführt, in Sünde fiel und durch die Sünde dem Tod und den damit verbundenen Leiden verfallen war, hat er ihn dennoch nicht verworfen. Im Gegenteil, er kam ihm zunächst mit dem Gesetz zu Hilfe, bestimmte Engel, ihn zu behüten und für ihn zu sorgen; er sandte Propheten, um ihm seine Bosheit vorzuhalten und ihn Tugend zu lehren. […]
Als die Menschen trotz dieser und vieler anderer Gnadenerweise im Ungehorsam verharrten, wandte er sich nicht von ihnen ab. Nachdem wir unseren Wohltäter durch unsere Gleichgültigkeit gegenüber den Zeichen seines Wohlwollens beleidigt hatten, bewahrte er uns seine Güte und entzog uns seine Liebe nicht; viel mehr wurden wir durch unseren Herrn Jesus Christus dem Tod entrissen und zum Leben erweckt; dabei ist die Art und Weise, wie wir gerettet wurden, noch größerer Bewunderung wert. „Er war Gott gleich, hielt aber nicht daran fest, wie Gott zu sein, sondern er entäußerte sich und wurde wie ein Sklave” (Phil 2,6-7). „Er hat unsere Krankheit getragen und unsere Schmerzen auf sich geladen, wegen unserer Sünden wurde er zermalmt“, um uns durch seine Wunden zu heilen (Jes 53,4-5). Er „hat uns vom Fluch des Gesetzes freigekauft, indem er für uns zum Fluch geworden ist“ (Gal 3,13); er hat den schändlichsten Tod erlitten, um uns zum Leben der Herrlichkeit zu führen.
Und es genügte ihm nicht, denen, die im Schatten des Todes waren, das Leben zurückzugeben; er bekleidete sie mit göttlicher Würde und bereitete ihnen in der ewigen Ruhe ein Glück, das jede menschliche Vorstellungskraft übersteigt. „Wie können wir dem Herrn all das vergelten, was er uns Gutes getan hat?“ (vgl. Ps 116,12). Er ist so gütig, dass er nichts für seine Wohltaten verlangt: Er begnügt sich damit, geliebt zu werden.
Quelle: Evangelizo