„Lasst uns Menschen machen als unser Abbild, uns ähnlich“, sprach Gott (Gen 1,26). Ein einfaches Gebot hatte die anderen Wesen der Schöpfung hervorgebracht: „Es werde Licht“ (Gen 1,3) oder „Es werde ein Firmament“ (vgl. Gen 1,6). Dieses Mal jedoch sprach Gott nicht etwa: „Es sollen Menschen werden“, sondern: „Lasst uns Menschen machen“. Er hielt es also für angemessen, dass dieses Abbild seiner selbst, das allen anderen Geschöpfen überlegen ist, von seinen eigenen Händen geformt werden sollte. Dieses Werk war ihm besonders nahe; er liebte es mit großer Liebe […]. Adam ist das Ebenbild Gottes, weil er das Bildnis des Eingeborenen Sohnes trägt […]
In gewisser Weise wurde Adam sowohl einfach als auch zweifach erschaffen; Eva war schon verborgen in ihm. Noch vor ihrer Erschaffung waren die Menschen zur Ehe bestimmt, die die beiden, Mann und Frau, wieder zu einem Leib machen würde, wie am Anfang. Kein Streit und keine Zwietracht sollte sie entzweien. Sie würden ein und denselben Gedanken und ein und denselben Willen haben […]. Der Herr formte Adam aus Staub und aus Wasser; Eva bildete er aus Adams Fleisch, Knochen und Blut (vgl. Gen 2,21). Der tiefe Schlaf des ersten Menschen nahm das Mysterium der Kreuzigung voraus: Die Öffnung der Seite war der Lanzenstoß, den man dem Eingeborenen Sohn zufügte; der Schlaf war der Tod am Kreuz; Blut und Wasser waren die Fruchtbarkeit der Taufe (vgl. Joh 19,34). […] Wasser und Blut aber, die aus der Seite des Erlösers flossen, sind der Ursprung der neuen Schöpfung, der Welt des Geistes […]
Adam litt nicht unter der Entnahme, die an seinem Fleisch vorgenommen wurde; was ihm weggenommen worden war, wurde ihm – von Schönheit verklärt – zurückgegeben. Das Wehen des Windes, das Rauschen der Bäume, der Gesang der Vögel riefen den Brautleuten zu: „Steht auf, ihr habt genug geschlafen! Das Hochzeitsfest wartet auf euch!“ […] Adam sah Eva an seiner Seite, jene, die von seinem Fleisch und Bein war, seine Tochter, seine Schwester, seine Braut. Sie standen auf, eingehüllt in ein Gewand aus Licht, und gingen in den Tag hinein, der ihnen zulächelte. Sie waren im Paradies.
Quelle: Evangelizo