Simeon wusste, dass uns niemand aus dem Gefängnis des Leibes mit der Hoffnung auf das zukünftige Leben herausführen kann, wenn nicht der, den er in seinen Armen hielt. Deshalb sagte er zu ihm: „Nun lässt du, Herr, deinen Knecht, wie du gesagt hast, in Frieden scheiden; denn solange ich Christus nicht getragen und in meine Arme genommen hatte, war ich wie ein Gefangener und konnte mich nicht von meinen Fesseln befreien.“ Und das gilt, wohlgemerkt, nicht nur für Simeon, sondern für alle Menschen. Wenn jemand diese Welt verlässt und das Himmelreich gewinnen möchte, dann nehme er Jesus in seine Arme, umfange ihn, drücke ihn an seine Brust und gehe frohen Herzens dorthin, wohin es ihn zieht. […]
„Alle, die sich vom Geist Gottes leiten lassen, sind Söhne Gottes“ (Röm 8,14). Es ist also der Heilige Geist, der Simeon in den Tempel führte. Wenn auch du Jesus halten, umarmen und würdig werden willst, dein Gefängnis zu verlassen, dann strebe danach, dich vom Heiligen Geist führen zu lassen, damit du in den Tempel Gottes gelangst. Schon hier und jetzt bist du im Tempel unseres Herrn Jesus, das heißt in seiner Kirche, seinem aus lebendigen Steinen erbauten Tempel (vgl. 1 Petr 2,5). […]
Wenn du also, vom Heiligen Geist gedrängt, in den Tempel kommst, wirst du das Jesuskind finden, es in deine Arme nehmen und sagen: „Nun lässt du, Herr, deinen Knecht in Frieden scheiden“. Diese Befreiung und dieses Scheiden geschehen in Frieden. […] Und wer ist es, der in Frieden stirbt? Doch nur jener, der „den Frieden Gottes hat, der alles Verstehen übersteigt, und der die Herzen in der Gemeinschaft mit Christus Jesus bewahrt (vgl. Phil 4,7). Wer ist es, der in Frieden aus dieser Welt scheidet? Doch nur jener, der begreift, dass Gott in Christus gekommen ist, um die Welt mit sich zu versöhnen.
Quelle: Evangelizo